BusinessMagazin
Hinter den Kulissen mit CCC Filmkunst
"Es braucht wahnsinnig viel Geld und noch mehr Zeit und Geduld, um gute Kinofilme zu realisieren", sagt Alice Brauner, Geschäftsführerin der CCC Filmkunst GmbH | Foto: Walter Schönenbröcher Rechteinhaberin: Alice Brauner [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)]

Hinter den Kulissen mit CCC Filmkunst

13. Dezember 2019

Im Gespräch mit Alice Brauner, Geschäftsführerin der CCC Filmkunst GmbH und Film-, Fernseh- und Web-Produzentin bei den CCC-Filmstudios

Die BERLINboxx traf Alice Brauner am Set von Matze, Kebab und Sauerkraut– so heißt der Film, den sie gerade in Berlin fürs ZDF produziert. 22 Drehtage sind für die Culture-Clash-Komödie geplant.

Die Frau hinter CCC Filmkunst

Nach ihrem Studium der Geschichte und Politologie arbeitete Alice Brauner zunächst als Redakteurin für verschiedene Printmedien und für die Stiftung Survivors of the Shoah Visual History Foundation. Es folgte die Promotion am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin über das Thema Antidemokratische und rassistische Tendenzen in der Neuen Rechten in Deutschland. 1999 wurde sie Fernseh-Moderatorin bei TV-Berlin, später bei n-tv.

Heute ist Alice Brauner in der Geschäftsführung der CCC Filmkunst GmbH und der CCC Filmstudios als Film-, Fernseh und Web-Produzentin tätig. Ihren ersten preisgekrönten Kinofilm, Der letzte Zug (2006), realisierte sie gemeinsam mit ihrem Vater. Es folgten weitere Produktionen wie Wunderkinder (2012) und Auf das Leben (2014). Außerdem kümmert sie sich um das Lizenzgeschäft, den digitalen Erhalt von Filmklassikern und die Vermarktung der Filmstudios in Berlin-Spandau. Aktuell entwickelt Alice Brauner mit dem WDR einen Event-Zweiteiler über Wernher von Braun.

Alice Brauner – die Produzentin

Als Geschäftsführerin der über 70 Jahre alten, seit kurzem sanierten CCC-Filmstudios konnte sie die erste deutsche Netflix-Serie Dark für ihre Ateliers gewinnen. Danach folgte eine Welle von herausragenden Serien- und Filmproduktionen wie Kudamm 59 für das ZDF, die Sky-Serie Acht Tage, sowie der Kinofilm Als Hitler das rosa Kaninchen stahl. Neben zahlreichen Preisen für ihre Filme, wie 2012 Die Romy als beste Produzentin eines deutschen Kinofilms, erhielt sie im November 2017 den Veuve Clicquot Business Woman Award als innovativste Unternehmerin Deutschlands. Dennoch, so sagt sie, kann sie nicht vom Produzieren allein leben. „Es braucht wahnsinnig viel Geld und noch mehr Zeit und Geduld, um gute Kinofilme zu realisieren. Oft werden Filmprojekte über Jahre entwickelt – der Drehbuchautor wechselt, man muss Klinken putzen, kämpft um Filmförderung, hat dabei zig wechselnde Ansprechpartner, die über staatliche Zuschüsse entscheiden. Bei Fernsehproduktionen wie Matze, Kebab und Sauerkraut ist das einfacher. Es gibt einen Redakteur und eine Redakteurin, in diesem Fall vom ZDF.“

Um das knapp bemessene Budget nicht zu überschreiten, ist Alice Brauner meist selbst am Set. Etwa viereinhalb bis sechs Minuten Film müssen pro Tag gedreht werden, das ist eine sportliche Herausforderung. In der nach wie vor von Männern dominierten Branche muss sie sich häufig verteidigen. „Oft muss ich denen klar machen, dass ich es bin, die von klein auf mit Film groß geworden und für die Finanzen verantwortlich ist.“

„Musik spielt bei vielen Filmen eine enorm wichtige Rolle,…“

Die CCC-Filmkunst-Geschäftsführerin kämpft um die Realisierung jedes einzelnen Films, zuletzt Crescendo #makemusicnotwar. Am 4. Juli konnte er auf dem 37. Filmfest München seine Weltpremiere feiern und wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet – für die Regisseurin ein unglaublicher Erfolg: „Ich wollte schon immer mal mit einem Film nach München, doch zwei unserer Produktionen wurden abgelehnt, daher hatte ich wenig Hoffnung. Aber sofort nach Ende der Sichtung von Crescendo #makemusicnotwar zeigten sich die Festival-Verantwortlichen so begeistert, dass sie uns noch vor Ort eine Zusage gaben. Das macht mich unsagbar stolz!“ Die Partnersuche für das Drama über ein Orchester aus arabischstämmigen und jüdischen Musikern aus Palästina und Israel gestaltete sich für Brauner ziemlich schwierig. „Mit voller Begeisterung war von Anfang an HessenFilm und Medien mit an Bord, genauso wie uns auch der IDM Südtirol sofort unterstützt hat. Aber einen deutschen TV-Sender dafür zu gewinnen, erwies sich schlicht als unmöglich, und das, obwohl Andreas Schreitmüller, dem ich diesbezüglich zu großem Dank verpflichtet bin, alles versucht hat, um den für Arte notwendigen Koproduktionspartner unter allen potentiellen öffentlich-rechtlichen Sendern zu finden. Dem Projekt im wahrsten Sinne des Wortes ‚Flügel’ verlieh dann das Red Bull Media House, eher eine Zufallsbekanntschaft auf einer Berlinale-Veranstaltung, die das Projekt mit der Gap-Finanzierung gerettet hat. Sie haben die Realisierung unserer Produktion eigentlich erst möglich gemacht.“

Am Set: Gerade produziert Alice Brauner den Film Matze, Kebab und Sauerkraut fürs ZDF | Foto: ZDF/Daniela Incoronato

Auch der Dreh mit Musikern und Schauspielern in Ländern wie Israel war für Alice Brauner eine Herausforderung. „Ich denke, dass das für den brillanten Regisseur, Dror Zahavi, nicht ganz einfach war. 70 Prozent des jugendlichen Orchesters bestand aus Laienschauspielern, die er geschickt führen musste. Den professionellen Schauspielern mussten Coaches das Musizieren beibringen. Das haben aber alle ziemlich gut gelernt, wie man an den Nahaufnahmen im Film sehen kann. In drei Ländern zu drehen, ist nie einfach, aber wir haben durch die jeweiligen Teams vor Ort perfekte Bedingungen vorgefunden.“ Für die Filmproduzentin spielt die Musik auch persönlich eine zentrale Rolle. „Ich habe die Liebe zur Musik mit Sicherheit von meinem Vater geerbt, der ja eigentlich Opernsänger werden wollte, was das Schicksal glücklicherweise zu verhindern wusste, sonst wären wir wohl alle verhungert. Musik spielt bei vielen Filmen eine enorm wichtige Rolle, sie kann zum inszenatorischen i-Tüpfelchen werden. In unserem Fall ist sie das wichtigste Bindeglied für den Frieden.“

Aktuell arbeitet Alice Brauner mit CCC Filmkunst an einer historischen Geschichte, die unter dem Titel Der Mann, der Hitler besiegte im Kino anlaufen soll. Die Produktion entsteht auf Wunsch ihres Vaters, für den es womöglich der letzte Film ist: „Eine wahre historische Geschichte, die kaum jemand kennt, die aber die Welt verändert hat. Arbeitstitel ist Der Mann, der Hitler besiegte und es geht um den Journalisten Rudolf Roessler, der Informationen der Wehrmacht an Russland weitergab.“ Auch wenn damit der Weg ihres Vaters als Produzent endet, werden wir von Alice Brauner sicher noch einiges hören. (dd)

Informationen

Mit einem Paukenschlag wird die langjährige Freundschaft von Noah (Franz Dinda) und Hakim (Omar El Saeidi) einer harten Prüfung unterzogen. Dummerweise verknallen sie sich in dieselbe Frau, die hippe Fotografin Charlotte (Christine Eixenberger). Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Männern ist ihre Religion. Der eine ist Jude, der andere Muslim. Um die Traumfrau, die noch dazu Christin ist, entspinnt sich zwischen den „best buddies“ ein erbittertes Duell. Die befreundeten Familien geraten in Streit, denn die Angebetete ist blond, blauäugig, deutsch und katholisch. Ein No-Go für die assimilierten Familien Hirschman und Abu Yazid.