Handicap Day 2025 – Ein Wintermarkt zeigt, wie Inklusion sich anfühlen kann
Über 3.500 Kinder und Erwachsene erleben einen unbeschwerten Vormittag auf der Lichtenberger Winterzeit
Klare Winterluft, Sonnenschein und ein Platz, der binnen Minuten zu einem Meer aus roten Nikolausmützen wurde: Der Handicap Day auf der Lichtenberger Winterzeit hat am Donnerstag erneut gezeigt, welche Kraft Inklusion entfalten kann, wenn sie praktisch gelebt wird.
Über 3.500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen waren zum diesjährigen Handicap Day angemeldet. Es waren so viele wie nie zuvor. Die Winterzeit öffnete für sie für mehrere Stunden exklusiv ihre Tore. Schon am Eingang verteilte das Team von Wohlthat Entertainment die leuchtend roten Mützen, die wenig später das gesamte Gelände wie ein bewegtes Lichtermeer überzogen.
Ein Wintermarkt, der einen Moment lang ganz den Kindern gehört
Während die ersten Gondeln des Riesenrads sich bereits in Bewegung setzten, blieb der improvisierten Bühne davor nur kurzer Raum. Bezirksbürgermeister Martin Schaefer hielt seine Worte bewusst knapp. „Mit 3.500 Anmeldungen erleben wir heute den größten Handicap Day, den wir bislang hatten. Inklusion wird hier nicht angekündigt – sie findet statt.”
Die Veranstalterin Christine Meinecke-Wohlthat sagte: „Unser Anliegen ist es, Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen einen Vormittag zu schenken, an dem sie die Winterzeit ohne Hürden erleben können. Dass dieser Tag Jahr für Jahr so viel Freude auslöst, bestätigt uns darin, dieses Format weiter auszubauen.“
Auch Daniela Kaup, die Lichtenberger Beauftragte für Menschen mit Behinderung, beobachtete das Geschehen mit sichtbarer Freude. Für sie ist der Handicap Day ein Beweis dafür, was passiert, wenn Zugang nicht als Zusatz gedacht wird, sondern als Voraussetzung: Barrierefreiheit sei keine Theorie, sondern die Summe vieler kleiner Handgriffe wie Rampen, angepasste Abläufe, ein Team, das mitdenkt.
Während die Offiziellen noch sprachen, wurden die ersten Fahrgeschäfte bereits von begeisterten Kindern erobert. Schaustellerfamilien hatten Rampen gelegt, Attraktionen verlangsamt oder Umstiege vereinfacht. Viele reichten den Kindern heißen Kinderpunsch oder kleine Snacks, kostenlos oder stark vergünstigt. Was sonst Alltag eines Wintermarktes ist, bekam an diesem Vormittag eine selten gewordene Selbstverständlichkeit: dass alle mit gemeint sind.
Wenn eine Gemeinschaft trägt: 14.000 Euro für Einrichtungen
Traditionell gehört auch die Spendenscheck-Übergabe zum Handicap Day. In diesem Jahr kamen 14.000 Euro zusammen, gesammelt durch die Schaustellerfamilien selbst.
Überreicht wurden die Beträge unter anderem von Michael Krämer, der stellvertretend für rund 110 Schausteller sprach. Für ihn ist dieser Tag ein Stück Identität: “Und wenn wir dazu beitragen können, dass sie hier unbeschwert lachen, dann ist das für uns der schönste Dank. Dass wir als Gemeinschaft diesen Tag unterstützen, zeigt, wofür unser Gewerbe steht: Zusammenhalt und Verantwortung.“
Die Spenden gingen an den EJF Kinder- und Jugendhilfeverbund „Janusz Korczak“, vertreten durch Verbundleiter Jörg Schäpe, sowie an das Kinderhaus Berlin – Mark Brandenburg e.V., vertreten durch Geschäftsführerin Petra Kaufmann.
Auch die Unternehmenswelt war vertreten. Zeitgeist Asset Management unterstützt das Format in diesem Jahr. Projektentwickler Maximilian Sepp hob hervor, wie wichtig Orte seien, an denen Inklusion nicht als Konzept, sondern als Erlebnis sichtbar werde.
Ein Vormittag, der bleibt
Im Laufe des Tages verschwammen die einzelnen Momente zu einem Gesamtbild, das sich schwer in Zahlen fassen lässt: Kinder, die sich zum ersten Mal in eine Gondel trauen. Jugendliche, die selbstbewusst eine Achterbahn erklimmen. Gruppen, die im Autoscooter um die Wette fahren. Betreuerinnen und Betreuer, die sagten, dass solche Tage selten geworden seien und umso mehr bedeuten.
Der Handicap Day ist längst mehr als ein Termin im Kalender. Er ist eines der größten inklusiven Wintermarktformate der Stadt und ein Beispiel dafür, wie viel entstehen kann, wenn Wirtschaft, Bezirk, Ehrenamt und Schausteller an einem Strang ziehen. (eg)
