Für mehr Gewinnteilhalbe der Mitarbeiter
In Deutschland haben relativ wenig Mitarbeiter Teilhabe an dem Gewinn ihrer Unternehmen. Das soll sich nun ändern. Von Berlin ausgehend bildete sich gestern eine bundesweite Initiative, die die Rahmenbedingungen für eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung verbessern möchte.
Problem: Zu wenig Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Es sind die immerwährenden Fragen im Arbeitsleben: Kann ich meinem Chef vertrauen? Nutzt er mich aus oder zahlt er angemessen? Auf der anderen Seite kann der Arbeitgeber oft nur hoffen, dass seine Angestellten in dem Maße ihrer Arbeit nachgehen, wie er es sich vorstellt. Gerade in Zeiten von Homeoffices ist die Vertrauensbasis zwischen Vorgesetzen und Angestellten enorm wichtig. Doch diese ist häufig nicht gegeben. Einige Arbeitgeber greifen daher zu drastischen Überwachungsmaßnahmen, wenn sie den Verdacht hegen, dass die Beschäftigten ihren Aufgaben nicht nachgehen. So werden dienstliche E-Mails gelesen, Videokameras im Supermarkt installiert und Fahrzeuge von Handwerkern mit GPS-Geräten ausgestattet. Während des Lockdowns gingen einige Vorgesetzte tatsächlich soweit, dass sie Privatdetektive engagierten, welche die Mitarbeiter im Homeoffice kontrollierten.
Diese Maßnahmen können durchaus helfen, die Arbeitsleistung zu steigern, allerdings trüben sie häufig das Unternehmensklima, da es ein Bekenntnis ist für: Nein, auf reiner Vertrauensbasis funktioniert das hier nicht.
Lösung: Mitarbeiterkapitalbeteiligung
Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit, dem Problem des Informationsungleichgewichts entgegen zu wirken: das Unternehmen beteiligt seine Arbeitnehmer am Gewinn. Dadurch wird der Beschäftigte motiviert, möglichst gut und effizient zu arbeiten. Die sogenannte Mitarbeiterkapitalbeteiligung ist in Deutschland allerdings mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden – „Leider gibt es bezüglich des Einsatzes dieses sehr sinnvollen Instruments in Deutschland einige eklatante steuerpolitische und bürokratische Fallstricke.“, hieß es in einer Erklärung des Berliner Senats. So muss der Mitarbeiter die Kapitalbeteiligung umgehend anmelden und hierfür direkt Steuern zahlen – auch wenn noch gar kein Geld geflossen ist.
Bessere Rahmenbedingungen schaffen
Genau wegen dieser steuerpolitischen und bürokratischen Fallstricke, wird die Methode nur selten angewendet. Deswegen bildete sich gestern, bei der Konferenz der Wirtschaftsminister, eine Initiative Berlins mit dem Ziel, die Bedingungen für das Instrument Mitarbeiterkapitalbeteiligung zu verbessern. „Insbesondere Start-ups brauchen bessere Rahmenbedingungen für eine angemessene Entlohnung ihrer Teams. Mitarbeiterbeteiligungen sind ein guter Weg, um Unternehmen im Wettbewerb um die besten innovativen Köpfe zu unterstützen.“, sagte Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. Denn gerade vor dem Hintergrund der Corona Krise müssen der Wirtschaft alle Steine aus dem Weg gelegt werden, um den nötigen Aufschwung zu erfahren. „Unser Einsatz hat sich gelohnt.“, so Pop. Denn die Notwendigkeit von Reformen im Bereich Mitarbeiterkapitalbeteiligung habe nicht nur Zuspruch in den bundesweiten Wirtschaftsministerien gefunden, sondern werde seit kurzem auch von der Bundesregierung geteilt und die habe das Thema in ihren Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung der Folgen der Coronakrise einfließen lassen, resümierte Pop. (aak)