FDP-Fraktion diskutiert zur Zukunft der City West
Unter der Überschrift „Zukunft der City West“ diskutierten über 40 Bürgerinnen und Bürger auf Einladung der FDP-Fraktion Charlottenburg-Wilmersdorf mit Referenten aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik über Herausforderungen und Chancen der westlichen Innenstadt. Für die Bürgerinnen und Bürger standen neben den FDP-Bezirksverordneten insbesondere der Baustadtrat des Bezirks, Oliver Schruoffeneger, der Pfarrer der Gedächtniskirche, Martin Germer, und der Vorstand der AG City, Klaus-Jürgen Meier, Rede und Antwort.
Berlin hat Nachholbedarf
Die Referenten sprachen zu Beginn der Veranstaltung in Kurzvorträgen über die Themen Stadtentwicklung, Sicherheit und Wirtschaft in der City West. Bezirksstadtrat Schruoffeneger sieht Berlin in „der Tradition der europäischen Stadt“. Andere Metropolen diskutieren über Klima, Mobilität, moderne Stadtentwicklung, Berlin hat in diesem Zusammenhang viel Nachholbedarf. In seinem Statement forderte er eine Debatte über die Art und Weise von Stadtentwicklung in Berlin. Der Baustadtrat wünschte sich für die City West vor allem qualitativ hochwertigen Tourismus und eine stärkere Verknüpfung mit den Forschungsinstituten und der Messe Berlin im Bezirk.
Gedächtniskirche verzeichnet Besucherrückgang
Pfarrer Germer zeigt sich grundsätzlich unzufrieden über die Situation am Breitscheidplatz. Er machte deutlich, dass es bei der Debatte um die Sicherung des Platzes vor terroristischen Anschlägen immer auch darum gehen müsse, die Interessen der weltberühmten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und des Umfelds zu berücksichtigen. Der bereits seit 1990 in der City West tätige Pfarrer beklagte, dass wegen der ständigen Debatte rund um das Thema Sicherheit ein enormer Besucherrückgang für die Kirche zu verzeichnen sei. Der Vorstand der AG City, Klaus-Jürgen Meier, lobte hingegen die gute Entwicklung der City West und warnte vor zu viel Pessimismus. Mit dem kürzlich gegründeten WerkStadtForum, dem Business Improvement District (BID) und den City Guides habe man weiter den Anspruch, dass die westliche Berliner Innenstadt Vorreiter bleibe.
Fußgängerzone Kudamm und Tauentzien?
Im Anschluss an die Einführung hatten die Bürgerinnen und die Bürger die Möglichkeit, an drei Thementischen über die aufgeworfenen Fragen zu diskutieren und eigene Ideen zu entwickeln. Im Vordergrund standen dabei die Fragen: Fußgängerzone Tauentzien? Attraktives Einkaufserlaubnis? Festung Breitscheidplatz? Neben den Referenten wurden die Thementische durch die Mitglieder des Abgeordnetenhauses Henner Schmidt und Marcel Luthe begleitet und durch die FDP-Bezirksverordneten Felix Recke, Johannes Heyne und Maximilian Rexrodt geleitet. Grundsätzlich begrüßten die Anwesenden die Idee einer Fußgängerzone zwischen Wittenbergplatz und Joachimsthaler Straße, um dem Boulevard wieder mehr Aufenthaltsqualität zu geben.
Ideen für Mobilität und Steigerung der Aufenthaltsqualität
Wichtig war den Bürgern jedoch, dass dies nur im Gleichklang mit einem Nutzungskonzept für die neu gewonnenen Flächen, dem Ausbau des ÖPNV und einem Parkleitsystem geschehe. Bis zu einer finalen Sperrung der Straße befürworteten die Bürgerinnen und Bürger eine temporäre Sperrung der Tauentzienstraße, um die Auswirkungen zu testen. Weiter befürworteten die Bürgerinnen und Bürger einen eigenen Shuttlebus am Kurfürstendamm, der nur fürs Shopping genutzt werden könne. Am Thementisch Sicherheit und Stadtentwicklung wurde deutlich, dass sich die Bürgerinnen und Bürger mehr Polizeipräsenz in der City West wünschen.
Sicherheitsmaßnahmen sind unzumutbar
Gleichzeitig waren alle der Meinung, dass die Sicherung des Breitscheidplatzes in der heutigen Form unzumutbar sei. Die Idee, den Platz durch eingebaute Sicherheit in Form von Stadtmöbeln zu sichern, begrüßte man sehr. Vorgestellt wurde hierfür beispielsweise die von einem Brandenburger Start-up entwickelten „Protection Cubes“. Die durch Stahlseile verbundenen Beton-Quader können mit Holz vertäfelt und bepflanzt werden, oder als Mülleimer oder als E-Scooter-Ladestation genutzt werden. Am Thementisch Wirtschaft und Tourismus widmete man sich der funktionierenden Stadt. Dabei stellte man fest, dass insbesondere zur Ansiedlung von neuen Wirtschaftszweigen und Start-Ups bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Die Einbindung der Messe Berlin in die City West sei ein Schlüsselthema. Sollte der Flughafen Tegel trotz des erfolgreichen Volksentscheids im kommenden Jahr tatsächlich schließen, müsse man frühzeitig auf die wirtschaftlichen Folgen für die City West reagieren.
Politischer Handlungsbedarf für eine moderne Großstadt
Der FDP-Fraktionsvorsitzende, Felix Recke, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Abend. Er sieht nun politischen Handlungsbedarf: „Die Bürgerinnen und Bürger wollen die City West aktiv mitgestalten und bei den Entwicklungen mitreden. Seit Jahren wurde dies versäumt und auf Verschleiß gefahren. Die westliche Innenstadt muss historisch bewusst und zugleich mutig Vorreiterin für eine moderne, sichere und attraktive Großstadt werden, die sich nicht im Klein-Klein der Berliner Politik verliert.“ (red)