EXPO REAL Bilanz: Dekarbonisierung der Wirtschaft wird zum Konjunkturtreiber
Berlin ist Magnet für internationale Unternehmen
Die Immobilienbranche hat die Talsohle durchschritten und startet durch. Diese optimistische Bilanz zog die Mehrzahl der Teilnehmer der EXPO REAL 2024. „Ich verspüre deutlich mehr Zuversicht als noch vor wenigen Monaten“, so Immobilien-Spezialist Thomas Doll, TREUCON-Gruppe Berlin. Das besondere Interesse der über 40.000 Fachbesucher und rund 1.800 Aussteller auf der Leadmesse galt den Zukunftsthemen Dekarbonisierung und serielles Bauen. Hierbei erwies sich die Hauptstadtregion einmal mehr als Innovationstreiber in Deutschland. Über Stand und Trends der Transformation informierten Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey und Bausenator Christian Gaebler, Brandenburg war durch Infrastrukturminister Rainer Genilke und Wirtschaftsminister Prof. Dr. Jörg Steinbach in München vertreten. Für die Bundesregierung nahm Bauministerin Klara Geywitz am Spitzentreffen der Immobilienwirtschaft teil.
Auftritt Berlin
Was die Zukunftsgestaltung von Wirtschaft und Politik betrifft, überzeugte die Hauptstadt mit wachsender Dynamik. Das Schneller-Bauen-Gesetz von Bausenator Christian Gaebler und die erfolgreiche Wirtschaftsförderung von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey beeindruckten nationale und internationale Investoren und erklären das anhaltende Interesse an der deutschen Regierungsmetropole. Berlin sei „beim Wohnungsbau im Bundesvergleich auf einem guten Weg“, betonte Gaebler. Seine Senatorenkollegin Giffey sieht die Hauptstadt zugleich als künftigen „Innovationsstandort Nummer eins in Europa“. Berlin sei heute mehr denn je ein Magnet für Unternehmen aus In- und Ausland.
Fünf Highlights der EXPO REAL 2024
Die Top 5-Themen waren:
- Dekarbonisierung
- Serieller Holzbau
- Bestandssanierung
- Quartiere der Zukunft
- Wohnungsbau
In allen Bereichen konnte Berlin mit konkreten Projekten und Potenzialen punkten. So zog die DIE AG mit dem Leuchtturmvorhaben Behrensufer die Aufmerksamkeit aus China und Australien an. In idealer Weise verbindet die Milliardeninvestition nahe dem internationalen Forschungshub Adlershof die Wiederbelebung eines historischen Industriestandortes mit der Ansiedlung von Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, wie die Hochschule für Technik und Wirtschaft. Hinzu kommen innovative Start-ups - und demnächst möglicherweise ein in der Genforschung weltweit führendes Unternehmen.
Nicht nur bei der Sanierung des Areals Behrensufer kommt der Dekarbonisierung eine Schlüsselrolle zu. Auch hier drücke Berlin aufs Tempo, wie Gaebler und sein Staatssekretär Alexander Slotty deutlich machten. Slotty erinnerte daran, dass der Gebäudesektor für bis zu 12 Prozent der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Dabei kann sich Berlin der Unterstützung von Expertenseite sicher sein. „Nur gemeinsam können wir die Energiewende umsetzen“, unterstrich Drazen Nikolic, Managing Director von Univers, dem Weltmarktführer im Bereich Dekarbonisierung. In München stellte Nikolic die Planungen für eine eigene Academy vor, in der Manager, mittelständische Unternehmen und Studierende mit- und voneinander lernen sollen.
Zu den auf der EXPO REAL viel beachteten Projekten gehört das Green Areal Lausitz (GRAL), das größte deutsche CO2-neutrale Industrie- und Gewerbeareal, von Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Dr. Jörg Steinbach als Leuchtturm-Projekt der Dekarbonisierung gewürdigt. Jochem Schöppler von Euromovement, Eigentümer und Entwickler des 209 Hektar großen Areals, revanchierte sich für das Lob mit dem Hinweis, GRAL sei „ein Gemeinschaftserfolg der Zusammenarbeit mit den Behörden, die konstruktiv und schnell die Genehmigungsprozesse begleiten“.
Jahrhundert-Baustoff Holz
Dem nachhaltigen Bauen mit Holz hat sich NOKERA verschrieben. Die weltweite Nummer eins für seriellen Holzbau stand auch in München im Mittelpunkt des Interesses der Fachbesucher. Auf dem Panel „Serielles Sanieren und Bauen“ legte Wulf von Borzyskowski, Senior Vice President Sales NOKERA Construction, mit Hinweis auf mehr als 20.000 beauftragte Wohneinheiten überzeugend dar, dass das Konzept des Marktführers ökologisch wie ökonomisch aufgeht: „Holz ist der Baustoff dieses Jahrhunderts.“ Zustimmung auch von Bundesbauministerin Klara Geywitz. Modularer und serieller Holzbau sei innovative und ermögliche individuelle Lösungen. Und die braucht es, damit die Bundesregierung ihrem erklärten Ziel, 400.000 neue Wohnungen jährlich zu errichten, näherkommt.
Innovative Revitalisierung und digitale Präzision
Energieeffizienz und Transparenz standen im Mittelpunkt der spektakulären Messebeiträge von Kintyre und 1000hands. Kintyre entwickelt derzeit mit dem re:o Berlin einen der größten Office-Campus der Hauptstadt. Der nachhaltig umgestaltete, ehemalige Sitz der Deutschen Rentenversicherung am Ostkreuz bietet zukünftig neben innovativer Büronutzung und Hotelbetrieb, Kongress- und Schulungs-Facilities auch einen Kindergarten sowie Entertainment und Sport - und dies alles bei viel grüner Aufenthaltsqualität. Dazu Matthias Meuser, Head of Kintyre Development Services: „Wir vermieten eine Lebenswelt, die auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht und ihnen vielfältige Angebote macht.“
Deutschlands größter Dienstleister für Gebäudevermessung, die 1000hands AG, präsentierte auf der EXPO REAL die neuesten digitalen Lösungen zur Gebäudevermessung. Die präzisere Flächenberechnung kann die Mieteinnahmen und damit die Immobilienrendite signifikant steigern. „Unsere Technologien optimieren die transparente Berechnung von vermietbaren Flächen und erleichtern dadurch Investitionsentscheidungen“, erläuterte 1000hands-Vorstand Daniel Goesch im Gespräch mit der Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey.
Auf dem Weg zur Bauwende
Einer der drängendsten aktuellen Fragen widmete sich das Panel „Wie kann eine Bauwende gelingen?“. Dieses für den gesellschaftlichen Zusammenhalt entscheidende Thema diskutierten u.a. Petra Müller, Head of Conceptual Development & Communication der DLE Land Development, Brandenburgs Infrastrukturminister Rainer Genilke und der Präsident des GdW - Bundesverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko. Am Rande des Panels tauschten sich Immobilienmarketing-Spezialist Frank Schmeichel und Marcel Steffen, CFO des Immobilien-Digitalisierungsspezialisten BuildingMinds, aus.
Bezahlbares Bauen
Ist Bauen derzeit finanzierbar? Daran schieden sich auf dem Panel „Die Makroökonomie des Wohnungsbaus“, fachkundig moderiert von Dr. Simon Kempf, CEO DLE Land Development, die Geister. Ein klares Nein kam von Carsten Demmler, GF HIH Invest Real Estate. Das Schneller-Bauen-Gesetz sei eine politische Nebelkerze. Vorsichtig optimistisch zeigte sich dagegen Dieter Becken, Geschäftsführer Gesellschafter der Becken Holding. Einigkeit bestand darüber, dass der Staat die kostentreibenden Vorgaben zu Baustandards deutlich verringern müsse. Immerhin: Bundesbauministerin Klara Geywitz versprach, sie Ampel-Koalition wolle „die Freiheit wieder zurückgeben“.
Politik und Wirtschaft im Dialog
Dass trotz schwierigen Rahmenbedingungen Bauen möglich ist, bewies die DLE mit ihren Projekten auf der EXPO REAL, darunter das Landsberger Tor in Marzahn. Neben 1.800 Wohneinheiten gehobenen Standards beherbergt das Areal Handel und Dienstleistung. Die Mischung macht’s beim Projekt Königspark in Königs Wusterhausen: Dort entstehen auf 56 Hektar neben 2.500 Wohnungen für alle Alters- und Einkommensschichten 120.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche Gewerbe sowie 100.000 Quadratmeter öffentliche Parkfläche. Mustervorhaben, die zeigen, was geht, wenn Öffentliche Hand und Privatwirtschaft partnerschaftlich zusammenarbeiten.
Den Dialog zwischen Politik und Wirtschaft zu fördern, ist ein wichtiges Anliegen der EXPO REAL. Diesem Anspruch wurde die Münchner Leadmesse nach Einschätzung führender Branchenvertreter auch in diesem Jahr gerecht. Sie erfüllte zugleich erfolgreich ihre Funktion als Impulsgeber für die Immobilienwirtschaft. So resümierte Real Estate-Experte Christian Gérôme, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Allgemeinen Immobilien-Börse, optimistisch: „Das Vertrauen der Investoren in den Markt ist zurückgekehrt“. Gute Aussichten also für die EXPO REAL 2025. (red)