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Eine Berliner Herzensangelegenheit
Organspende ist wichtig – und dringend für die Menschen, die darauf warten. Deshalb startete jetzt die BVG zusammen mit der Charité Berlin eine Kampagne, um die Organspende zu stärken. | Foto: Magdaline Nicole von Pexels

Eine Berliner Herzensangelegenheit

29. September 2021

Anlässlich des Weltherztages am 29. September setzen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zusammen mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin ein besonderes Zeichen in der ganzen Hauptstadt. Wenn am Morgen um 8 Uhr viele Berliner*innen auf dem Weg zur Arbeit sind, wird das Herz der Berliner Mobilität, die BVG, mit einer berührenden Durchsage kurz symbolisch innehalten. Die Fahrgäste erwartet eine gleichermaßen wichtige wie emotionale Botschaft.

Ein eindringlicher Appell

Damit die Botschaft die Berliner*innen auch erreicht, die die BVG und Charité vermitteln wollen, wird über alle BVG-Kommunikationskanäle, über Lautsprecher in Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnhöfen oder über die Bildschirme in den Zügen kommuniziert. Es spricht dann eine junge Herzpatientin zu den Fahrgästen. Ihr eindringlicher Appell: „Während das Herz Berlins unermüdlich schlägt, gibt es Herzen da draußen, die nicht mehr im Takt schlagen. So wie meines. (…) und täglich sterben drei von uns. (…) Wartet nicht länger! Fasst Euch ein Herz, damit andere Herzen weiterschlagen können.“

Der Hintergrund der Aktion ist die Lage von aktuell mehr als 9.000 Patient*innen in Deutschland, die auf eine lebenswichtige Organspende warten. Jeden Tag sterben Menschen, weil es nicht ausreichend Spenderorgane gibt. Um möglichst viele Fahrgäste zu erreichen, wird der Aufruf deshalb in der Hauptverkehrszeit am Morgen zu hören sein und über den Tag verteilt mehrfach wiederholt. Zugleich startet am Morgen die Ausgabe von bis zu 500.000 Organspendeausweisen im BVG-Design. Sie sind in den Fahrzeugen und Bahnhöfen überall dort zu finden, wo sonst das BVG-Kundenmagazin PLUS steckt. Es gibt es die Ausweise mit Beginn der Aktion auch in allen BVG-Kundenzentren sowie online zum Download auf der Kampagnenseite. 

Potenzielle Organspender*innen für das Thema gewinnen

Die BVG will mit der Initiative zum Weltherztag potenzielle Organspender*innen für das Thema sensibilisieren und sie mobilisieren. Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen nutzt deshalb die große Reichweite seiner Kommunikationskanäle, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Christine Wolburg, Bereichsleiterin Vertrieb und Marketing der BVG, sagt: „Wir sorgen mit Bussen und Bahnen dafür, dass das Herz der Stadt nie zu Schlagen aufhört. Darauf kann Berlin sich verlassen – rund um die Uhr, an jedem Tag. Für viele Menschen ist es leider nicht so selbstverständlich, dass ihr Herz zuverlässig schlägt. Deshalb ist es uns buchstäblich eine Herzensangelegenheit, uns für das Thema Organspende stark zu machen.“

Wie wichtig die Aktion für Patent*innen ist, betont Prof. Dr. Kai-Uwe Eckardt, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin: „Wir freuen wir uns außerordentlich, dass sich die BVG und die Charité dem wichtigen Thema Organspende aktiv und gemeinsam widmen. Ich habe täglich mit Patientinnen und Patienten zu tun, die aufgrund eines Organversagens dringend eine Transplantation benötigen.“ Der Nephrologe und Intensivmediziner fügt hinzu: „Jede Organspende kann Leben retten und daher möchten wir alle Menschen ermutigen, sich diese Frage konkret zu stellen und ihre Entscheidung mit einem Organspendeausweis zu dokumentieren. Das entlastet auch die Angehörigen, für die es häufig sehr schwierig ist, über eine Organspende zu entscheiden, wenn der Wille des Verstorbenen nicht bekannt ist.“

Wie die Organspende konkret helfen kann, zeigt Prof. Dr. Johann Pratschke, Direktor der Chirurgischen Klinik der Charité, auf: „Die moderne Medizin macht es möglich, Herz, Lunge, Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse von Verstorbenen zu transplantieren und Patienten mit einem Organversagen in Folge ganz unterschiedlicher Erkrankungen zu helfen. Zudem wurde in den letzten Jahren viel unternommen, um die Strukturen für die Organspende in den Kliniken zu verbessern.“ Der Transplantationsexperte ergänzt: „Doch obwohl Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Menschen in der Bundesrepublik der Organspende aufgeschlossen und positiv gegenübersteht, sind die Chancen auf ein Spenderorgan für die Patientinnen und Patienten bei uns leider viel schlechter als in den meisten unserer Nachbarländer.“

Das Dilemma: Hoher Bedarf und die geringe Zahl von Spender*innen

Laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2020 haben zwar 82 Prozent der Befragten eine eher positive Einstellung zur Organspende, 62 Prozent haben ihre Entscheidung für oder gegen eine Spende bereits getroffen, doch nur 44 Prozent der Befragten haben dies auch bereits dokumentiert.

Dabei ist der Bedarf an lebensrettenden Spenderorganen nach wie vor hoch. Den in Deutschland mehr als 9.000 Patient*innen auf der Warteliste für eine Transplantation standen 2020 nach Zahlen der BZgA genau 913 Spender*innen gegenüber, die nahezu 3.000 Organe gespendet haben. Das entspricht 10,9 Organspender*innen je eine Million Einwohner*innen. Im Vergleich führt in Europa Spanien regelmäßig die Statistiken zur Organspende an. 2020 kamen dort auf eine Million Einwohner 38,0 Organspender*innen.

Ganz einfach zum Organspendeausweis

Die BVG möchte mit ihrer Initiative einen Betrag dazu leisten, dass sich die Zahlen ändern. Fahrgäste, aber natürlich auch alle anderen Menschen, haben in den nächsten fünf Tagen die Möglichkeit, einen der Organspendeausweise im BVG-Design in den Fahrzeugen und Verkaufsstellen zu erhalten. Online unter herzstillstand.bvg.de läuft die Aktion noch länger. Dort gibt es ab Aktionsstart auch Begleit- und Infomaterial.

BVG und Charité bringen das Thema Organspende mitten in das Herz der Gesellschaft. Die Aktion wird unterstützt vom gemeinnützigen Verein Junge Helden e.V. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Jugendliche und junge Erwachsene über Organspende aufzuklären und sie im besten Fall davon zu überzeugen, einer Organspende zuzustimmen. Hilfe bekommt der Verein dabei von zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützer*innen und Prominenten. (kk)