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Deutsche Forschung setzt neuen Meilenstein in der Krebsmedizin
Medizinische Forschung aus Deutschland ist weltweit anerkannt (Symbolbild) | Foto: nicolas, Canva

Deutsche Forschung setzt neuen Meilenstein in der Krebsmedizin

21. November 2025

SinABiomedics entwickelt weltweit ersten Tumor-scharfen Antikörper – Klinische Studie startet 2026

Eine wissenschaftliche Entwicklung aus Deutschland rückt die Behandlung bislang unheilbarer Leukämien in ein neues Licht. Das junge Biotechnologie-Unternehmen SinABiomedics hat den weltweit ersten tumorselektiven CAR-T-Antikörper vorgestellt – ein Ansatz, der Krebszellen punktgenau zerstören soll, ohne das gesunde Immunsystem anzugreifen. Die Forschungsarbeiten werden mit 5,2 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Forschung unterstützt.

Der Ansatz basiert auf einem präzisen Mechanismus: Die modifizierten CAR-T-Zellen greifen eine winzige Mutation an, die ausschließlich von den Tumorzellen getragen wird. Für Patientinnen und Patienten mit aggressiven Formen der Chronischen Lymphatischen Leukämie (CLL) eröffnet dies erstmals die Aussicht auf eine Therapie, die krankhafte Zellen hochpräzise adressiert. Entwickelt wurde der Antikörper von einem internationalen Team um Dr. Marcus Dühren-von Minden, wissenschaftlicher Leiter bei SinABiomedics: "Damit gelingt ein Quantensprung in der Präzisionsonkologie. Mit diesem neuen Verfahren, in der Fachsprache Neoepitop-Targeting mittels CAR-T-Zellen genannt, können wir Tumorzellen mit der Präzision eines Lasers eliminieren, während wir das gesunde Gewebe schonen.“

In der klinischen Umsetzung arbeitet das Unternehmen eng mit der CELLEX Cell Professionals GmbH zusammen, einem deutschen Pionier der Zelltherapie. CELLEX ist bereits an drei der in Europa zugelassenen CAR-T-Therapien beteiligt und übernimmt die GMP-Produktion der neuen Zellen. Der Start der klinischen Studie an der TU Dresden ist für 2026 geplant.

Die Bedeutung der Forschung reicht weit über den aktuellen Anwendungsfall hinaus. Der neue Antikörper steht in der Tradition moderner Immuntherapien, deren Grundlagen einst Nobelpreisträger Prof. Dr. Georges Köhler gelegt hat. Dühren-von Minden, wissenschaftlich im Umfeld Köhlers geprägt, führt dessen Ansatz fort und überträgt erstmals eine krankheitsspezifische Mutation des B-Zell-Rezeptors in eine zielgerichtete Zelltherapie.

Unterstützung erhält SinABiomedics unter anderem von Prof. Dr. Gerhard Ehninger, dem langjährigen Leiter der Studienallianz Leukämien und Mitbegründer der DKMS (Deutsche Knochenmark-Spenderdatei). Er sieht im neuen Verfahren eine seltene Konstellation aus wissenschaftlicher Innovation, klinischer Relevanz und privat initiierter Forschungsinitiative. Die Entwicklung stärke nicht nur den Biotech-Standort Deutschland, sondern schaffe neue Perspektiven für Patientinnen und Patienten, die mit herkömmlichen Therapien bisher nicht erreicht wurden.

Mit dem Fokus auf personalisierte Immuntherapien arbeitet SinABiomedics daran, die Erkenntnisse auf weitere B-Zell-Erkrankungen zu übertragen. Sollte sich das Verfahren in der klinischen Prüfung bestätigen, könnte das Projekt zu einem zentralen Baustein einer neuen Generation der Krebsmedizin werden. (red)