Das klassische Büro und Homeoffice in Symbiose: Klare Mehrheit der Berliner Arbeitgeber*innen setzt auf neue Hybride-Arbeitsmodelle
Die Pandemie zwang in vielen Unternehmen Arbeitgeber*innen und -nehmer*innen zum Umdenken. Der Status Quo des täglichen Bürobesuches wurde auf den Kopf gestellt und neue Modelle wurden benötigt. Jedoch sind je nach Industrie und Bereich die Möglichkeiten für mobiles Arbeiten, Homeoffice oder andere Ansätze sehr unterschiedlich. Dies wird besonders deutlich in einer Befragung des Berliner Wirtschaftsmagazins BERLINboxx, welche in der aktuellen September-Oktober Ausgabe zur zukünftigen Ausgestaltung von Arbeitsplatzmodellen ein spannendes Stimmungsbild in der Berliner Wirtschaft und Verwaltung wiedergab.
In der Befragung, im Erhebungszeitraum Juli-August 2021, hat sich ein klarer Trend herausgebildet: Eine deutliche Mehrheit der Arbeitgeber*innen (92 %) sprachen sich für hybride Modelle aus und sehen darin die Zukunft der Arbeit. Sie möchten an der neu gewonnen Flexibilität ihrer Arbeitnehmer*innen festhalten und das mobile Arbeiten weiterhin ermöglichen. So gaben die meisten der befragten Unternehmen (92,3 %) an, diese Modelle beizubehalten und weiter auszubauen.
Sandra Wehrmann, degewo-Vorstandsmitglied sagte: „Flexible Arbeitszeitgestaltung ist für uns als familienfreundliches Unternehmen selbstverständlich.“
Ebenso unterstütz Katrin Neubert, Vice President People & Culture News Media National, Axel Springer, diese neuen hybride Ansätze: “Wir streben zukünftig eine Mischung aus vor-Ort und mobilem Arbeiten an. Diese Präferenz für hybrides Arbeiten hat auch eine überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter*innen in einer Umfrage deutlich bekräftigt.“
Ähnlich wie in der Privatwirtschaft vollzieht sich in der öffentlichen Verwaltung der Trend hin zu Telearbeit und Homeoffice-Angeboten. Im öffentlichen Sektor unterstützen ein deutlicher Großteil der Befragten den Wandel zu hybriden Arbeitsmodellen (90 %).
Dr. Matthias Kollatz, Senator für Finanzen und verantwortlich für das Landespersonal, gab an: „Für die Zukunft gilt, eine Balance zwischen den unterschiedlichen Arbeitsformen wie Präsenzarbeit, Homeoffice oder mobiles Arbeiten zu finden.“
Diese Haltung vertritt auch Jörg Grieswald, Leiter der Serviceeinheit Personal Neukölln: „Die Pandemie hat gezeigt, dass auch in einer bürgerorientierten Verwaltung an vielen Stellen das Arbeiten in Telearbeit von zu Hause oder mobil unterwegs möglich ist, soweit die technischen Möglichkeiten gegeben sind.“
Jedoch ist nicht in jeder Stelle und Position der öffentlichen Verwaltung problemlos die Einführung von New Work Modellen möglich. So sagte Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin und Personalverantwortliche Tempelhof-Schöneberg: „Im Bezirksamt gibt es neben den Büroarbeitsplätzen auch viele Stellen, bei denen sich Homeoffice schwierig gestaltet.“
Ein wichtiger Aspekt hybrider Arbeitsmodelle ist Desksharing. Mehr als ein Drittel (32 %) aller Befragten agieren in ihren Büros schon heute nach diesem Prinzip, d. h. es gibt keine festen Arbeitsplätze und die Mitarbeiter*innen können sich ihre Plätz frei und je nach Verfügbarkeit auswählen. Jedes vierte Unternehmen (42,85 %) hat bereits ein derartiges System etabliert, während etwas mehr als ein Drittel (35,71 %) diese Umstellung gerade aktiv planen.
Romy von Roeder, VP People & Culture TIER Mobility, sagte dazu: „Wir haben in unserer Berliner Zentrale von eigenen Schreibtischen für unsere Mitarbeitenden zu einem Desksharing-Konzept gewechselt. Auch für die kommenden Monate und Jahre wollen wir ein flexibles Modell anbieten und unserem Team freistellen, von wo aus sie arbeiten möchten und wie oft sie aus dem Büro arbeiten.“
Jedoch gibt es auch Unternehmen, die nicht auf ein Desksharing Modell umsatteln möchten. Thomas Doll, Geschäftsführer TREUCON Real Estate GmbH, sagte: „Wir planen weiterhin mit festen Arbeitsplätzen. Desksharing Modelle eignen sich nicht für Mitarbeiter*innen im Bereich der Projektentwicklung oder im Asset Management.“
In der öffentlichen Verwaltung ist die Haltung ähnlich, ein Fünftel (20 %) der befragten Einrichtungen gab an auf Desksharing zu setzten, zusätzlich plant jeder Dritte (30 %) ein derartiges Modell.
Tobias Kamsties, Leiter Serviceeinheit Personal Friedrichshain-Kreuzberg, meint dazu: „Wir haben eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit dem Arbeitsplatz der Zukunft im Bezirksamt beschäftigen wird. Dabei wollen wir uns mit Themen, wie neuen Regelungen zum mobilen Arbeiten oder auch Desksharing beschäftigen, aber auch mit längerfristigen Fragen zur Ausgestaltung eines möglichen neuen Rathaus-Standortes.“
Die Möglichkeit für Desksharing ist jedoch nicht überall gegeben, so Dr. Torsten Kühne, Bezirksstadtrat und zuständig für Facility Management und IT Pankow: „Nach den derzeitigen Vereinbarungen mit den Personalvertretungen ist Desksharing im Land Berlin nicht vorgesehen.“
Mehr Perspektiven und Strategien von Arbeitgeber*innen in Unternehmen und im öffentlichen Sektor zum Arbeiten von morgen finden Sie in der aktuellen BERLINboxx sowohl online auf der Homepage als auch in der Printfassung. (oa)