Blaue Konferenz der BAFM: „Kluge Politik stärkt Familien und deren mentale Gesundheit“
Für ein neues Miteinander in Familie und Gesellschaft hat die Bundes-Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation (BAFM) auf ihrer „Blauen Konferenz“ in Berlin geworben. Im Mittelpunkt der Fachkonferenz für EntscheiderInnen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stand die Frage, wie Familien in Zeiten von großen wirtschaftlichen Unsicherheiten, Kriegen, Klimakrise und Herausforderungen der Digitalisierung besser unterstützt werden können. Dazu wurden der Politik erste konkrete Vorschläge und Forderungen unterbreitet. „Zuversicht braucht Kreativität und Miteinander, neue Formate und ressourcenorientiertes Denken und Handeln“, so Alexandra Frntic vom BAFM-Vorstandsteam.
An die Adresse des Bundesfinanzministers gerichtet, schlugen die Fachteilnehmer vor, die Mehrwertsteuer auf Familientherapie, Familienmediation, Paartherapie und Supervision für Familien zu streichen. Zur Stärkung der präventiven Arbeit sei der Ausbau von Bildungs- und Beratungsangeboten zum Thema „Mentale Gesundheit" dringend erforderlich, betonte Monika Isabel Janku vom BAFM-Vorstandsteam. „Familien müssen von der Politik präventiv unterstützt werden, damit sie Kraftzentren für die nächste Generation sein können.“
In seinem Impulsvortrag wies der Neurologe Prof. Dr. Volker Busch (Universität Regensburg) auf die schädlichen Auswirkungen einer täglichen Flut negativer Nachrichten auf das menschliche Gehirn hin, und wie diese unser Verhalten beeinflussen. Die Teilnehmer sprachen sich für die Einführung eines obligatorischen „Führerscheins“ und/oder Schulfachs „Digitale Medienkompetenz“ aus, um ein respektvolles Miteinander in unserer Gesellschaft zu stärken und Fake News entgegenzuwirken. Ausdrücklich begrüßt wurde in diesem Zusammenhang die ehrenamtliche Projektarbeit des Vereins Understanding Europe Germany an Schulen. „Hier sind die Bildungspolitiker im Bund und in den Ländern gefordert, um die Erfahrungen in der digitalen Bildung in die Fläche zu tragen“, erklärte
Alexandra Frntic.
Für einen gesellschaftlichen Diskurs zu bestehenden Familienbildern plädierte Sabine Langhirt vom BAFM-Vorstandsteam: „Elternschaft darf unperfekt sein. Kinder brauchen unperfekte Eltern und deren positiven Umgang mit Fehlern, um selbst einen guten Umgang mit der eigenen Fehlbarkeit zu erlernen. Unsere Gesellschaft braucht die Freiheit unterschiedlicher Lebens- und Familienmodelle. Aufgabe des Gesetzgebers ist es, die Voraussetzungen für eine Gleichstellung der unterschiedlichen Familienmodelle zu schaffen – inklusive normativer und finanzieller Chancengleichheit.“
Prof. Dr. Ulla Gläßer (Europa-Universität Viadrina) betonte: „Trotz des allgegenwärtigen Zeitdrucks ist es wichtig, sich bewusst Zeit für die Familie zu nehmen. Und dies im besten Fall analog, um wieder zu spüren, was uns als Familie ausmacht.“ FamilienmediatorInnen und andere Engagierte in der sozialen Arbeit wollen in Zukunft insbesondere darauf ihr Augenmerk richten, Familien zu ermutigen, auch bei Konflikten in Kontakt zu bleiben.
Die durch die Blaue Konferenz initiierte BAFM-Arbeitsgemeinschaft „Familie und mentale Gesundheit“ wird gemeinsam mit anderen familienbezogenen Berufsgruppen und Verbänden konkrete Maßnahmen und Forderungen erarbeiten, wie z.B. mehr Psychotherapieplätze für Kinder und Familien entstehen können. „Dazu gehört auch der Abbau bürokratischer und finanzieller Hindernisse bei der Eröffnung von psychotherapeutischen Praxen", so Dr. Imke Wulfmeyer vom BAFM-Vorstandsteam. (evo)