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Berliner Wirtschaft stagniert: Dienstleistungsbranche schwächelt
Sebastian Stietzel, Präsident der IHK | IHK Berlin

Berliner Wirtschaft stagniert: Dienstleistungsbranche schwächelt

30. Mai 2024

Die erhoffte Frühjahrsbelebung der Berliner Wirtschaft bleibt aus. Laut IHK-Konjunkturumfrage trübt sich das Geschäftsklima weiter ein. Der Index, der die aktuelle Lage und die Erwartungen zusammenfasst, sinkt im Vergleich zum Jahresbeginn um sechs Punkte. Besonders besorgniserregend: Die sonst so robuste Berliner Dienstleistungsbranche leidet ebenfalls unter der allgemeinen Schwäche.

Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin, ist besorgt: „Die Warnzeichen mehren sich, dass die Berliner Wirtschaft in einer strukturellen Krise steckt. Berlin braucht deshalb mehr denn je stabile wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Vieles davon lässt sich auf Berliner Ebene allein nicht lösen. So sind die Energiekosten in Deutschland fast doppelt so hoch wie im europäischen Schnitt. Wir haben innerhalb der EU 27 verschieden regulierte Arbeitsmärkte. Gleichzeitig wachsen die bürokratischen Vorgaben. Wir brauchen gerade mit Blick auf die bevorstehenden Europawahlen eine starke Berliner Stimme in Europa, um diese Themen anzugehen.“

Die IT-Dienstleister und der B2C-Sektor der personenbezogenen Dienstleistungen leiden besonders stark. Der Klimaindikator der IT-Dienstleister sinkt mit 112 Punkten auf den niedrigsten Wert seit der Energiekrise, und auch die Geschäfte der B2C-Dienstleister sind stark eingetrübt. Unternehmensbezogene Dienstleister (B2B-Geschäft) blicken ebenfalls skeptisch in die Zukunft. Im Gegensatz dazu verzeichnen Bau- und Gastgewerbe eine Verbesserung des Konjunkturklimas. Der Geschäftsklimaindex konnte sich hier von 101 Punkten zu Jahresbeginn auf 112 Punkte verbessern.

Die Unternehmen bleiben bei Beschäftigungsplanungen und Investitionen verhalten. Der Saldo aus geplantem Beschäftigungsauf- und -abbau liegt bei lediglich sechs Punkten. Der Fachkräftemangel wirkt sich dabei besonders negativ auf die Beschäftigungsplanungen aus, da Unternehmen Stellen nicht besetzen können. Zusätzlich zu steigenden Energiekosten und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird der Fachkräftemangel als häufigstes externes Risiko für die Belastung der Konjunktur genannt. Er hemmt die wirtschaftliche Entwicklung von zwei von drei Unternehmen. Inflation und fehlende Konsumlaune bremsen den Inlandsabsatz und die Risikolast verharrt auf einem krisenhaft hohen Niveau. Die Investitionsabsichten entwickeln sich unterdessen ebenfalls schwach. Der Saldo der Investitionsintensität steigt um einen Punkt und verbleibt auf niedrigem Niveau. Dienstleistungsunternehmen reduzieren außerdem ihre Investitionsintensität: Nur 55 Prozent planen zu investieren, verglichen mit 64 Prozent zu Jahresbeginn. Die Gelder fließen hauptsächlich in den Bestandserhalt, nicht aber in Produkt- oder Kapazitätserweiterungen.  (red)