
Mehr Taxis auf Berlins Straßen
Seit den Corona-Jahren ging die Zahl der Taxis in Berlin stetig zurück und die Konkurrenz erstarkte. Doch nun verzeichnet die Stadt wieder einen Aufwärtstrend. Laut dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) sind derzeit um die 5.760 Fahrzeuge in der Stadt gemeldet, was laut einer Behördensprecherin ein „leichter Zuwachs“ ist - gegen Ende des letzten Jahres waren es zeitweise nur noch rund 5.300. Verkehrsexperten sehen jedoch zeitgleich eine Verlagerung der Konkurrenz auf das Berliner Umland.
Nachdem im Vor-Corona-Jahr 2019 noch rund 8.000 Taxis auf den Straßen Berlins unterwegs waren, hörten viele Taxifahrer in den Krisenjahren auf, und zeitweise verzeichnete die Behörden jeden Tag ca. zwei Taxis weniger auf den Straßen. Zur gleichen Zeit erstarkten Plattformen wie Uber und Bolt, worüber Mietwagen vermittelt werden konnten. Das Labo ging im vergangenen Frühjahr mit aller Härte gegen dubiose Mietwagenfirmen vor und zog viele Fahrzeuge wegen fehlender Genehmigungen sowie anderer Verstöße wortwörtlich aus dem Verkehr.
Tino Schopf, Verkehrsexperte der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, beurteilt diese Maßnahmen positiv: „Ich freue mich, dass das Labo endlich seinen Job macht und genau hinschaut.“ Der Verkehrsexperte verwies in den vergangenen Jahren immer wieder auf Missstände im Mietwagengeschäft, und sowohl er als auch die Behörde sehen in dem Eingreifen den Grund für die nun umgekehrte Trendentwicklung: „Zutreffend ist, dass es in den letzten Monaten immer wieder vorgekommen ist, dass Mietwagen-Anträge zurückgenommen wurden und stattdessen eine Taxi-Genehmigung beantragt wurde. Begründet wurde dies zumindest teilweise mit den wesentlich geringeren - und somit kostengünstigeren - Anforderungen an einen Betriebssitz für Taxen hinsichtlich Größe, Ausstattung und Parkplätzen“, heißt es aus der Behörde.
Der Taxi- und Mietwagenverband Deutschland begrüßt ebenfalls die nun positive Entwicklung. Patrick Meinhardt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, sieht allerdings weiterhin Handlungsbedarf: „Gerade die Situation auf Berlins Straßen hat gezeigt, dass mit 1.700 illegalen Mietwagen über Jahre hinweg eine untragbare Situation entstanden ist und damit Sozialdumping, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit einhergehen.“
Schopf mahnte zudem an, dass weiterhin viele Mietwagenfahrer auf Berlins Straßen unterwegs seien, den Firmensitz aber immer öfter nach Brandenburg verlegt haben. Die Brandenburger Landesregierung bestätigte dies zuletzt mit Zahlen, wonach in den Landkreisen des Berliner Umlands die Zahl der gemeldeten Mietwagen zuletzt um 800 anstieg. Außerdem lägen bei allen acht umliegenden Landkreisen weitere 900 Anträge für Mietwagen vor. „Die Landkreise sind damit überfordert“, kommentierte Schopf die Angaben. (mz)