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Berlin setzt auf BIDs: Neue Dynamik für die Kieze
Gemeinsame Akteure (v.l.): Bausenator Christian Gaebler (SPD); Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD); Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin | Foto: BERLINboxx

Berlin setzt auf BIDs: Neue Dynamik für die Kieze

18. Juni 2025

Impulse für Berlin - IHK und Senat treiben Gründung von Business Improvement Districts voran

Mit klaren Zielmarken und politischer Entschlossenheit positionieren sich der Berliner Senat und die IHK Berlin als gemeinsame Akteure für eine neue Form der Quartiersentwicklung in der Hauptstadt. Auf einer Veranstaltung in der IHK diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Immobilienwirtschaft und Stadtentwicklung über das Potenzial von sogenannten Business Improvement Districts (BIDs) in Berlin - privat initiierte Standortgemeinschaften, die mit eigenen Mitteln zur Aufwertung von Geschäftsquartieren beitragen.

Während in London rund 70 BIDs etabliert sind, zählt Berlin bislang nur zwei. Die Lücke ist groß - und der Handlungsdruck gestiegen.

Politische Zielsetzung: Zehn bis zwölf BIDs in einem Jahr

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey formulierte in ihrer Rede eine konkrete Erwartung: „Wir wollen zehn BIDs in Berlin binnen eines Jahres etablieren.“ Die Initiativen seien geeignet, um Geschäftsstraßen funktional und wirtschaftlich zu stärken - durch mehr Ordnung, Standortmarketing und Investitionsanreize. Auch Bausenator Christian Gaebler positionierte sich klar: „Mein Ziel ist es, zwölf BIDs innerhalb eines Jahres zu realisieren.“ Aus Sicht der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung stellen BIDs ein flexibles Werkzeug dar, um städtebauliche Herausforderungen mit privatwirtschaftlicher Verantwortung zu verknüpfen.

IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner mit Patrick Steinhoff (CDU), Stadtrat für Stadtentwicklung, Steglitz- Zehlendorf | Foto: BERLINboxx

IHK als operative Partnerin

Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin, unterstrich die Bereitschaft der Wirtschaft, Verantwortung zu übernehmen - bei gleichzeitigem Bedarf an klaren Strukturen und Hilfestellung: „Wir wollen die Gründung neuer BIDs vereinfachen - mit Musterverträgen, Beratung und konkreten Prozesshilfen.“ Die Kammer sieht sich als Brückenbauerin zwischen Politik und Immobilienakteuren.

Internationale Vorbilder und Berliner Realität

Während in Städten wie London und New York BIDs längst etabliert sind und dort zu messbaren Verbesserungen in Sauberkeit, Sicherheit und Aufenthaltsqualität beitragen, gilt Berlin bislang als Nachzüglerin. Eines der wenigen aktiven Beispiele in der Hauptstadt ist das Quartier Heidestraße. Die neue politische Initiative soll diesen Zustand verändern. Franziska Giffey verwies auf internationale Benchmarks: „Andere Metropolen wie London sind uns weit voraus - aber Berlin hat die Chance, in kurzer Zeit aufzuholen.“ Auch Christian Gaebler unterstrich den Anspruch, Wirtschaft und Stadtentwicklung als Einheit zu denken.

Uwe Timm, Vorstandsvorsitzender der AG City: "Unser erstes BID Kurfürstendamm Tauentzien haben wir von 2019 bis 2023 durchgeführt. Hierbei haben wir viele Erfahrungen gesammelt, und im Ergebnis waren die Maßnahmen sehr erfolgreich. Es ist gelungen, den Standort fest im Freizeitverhalten der Besucher zu integrieren und Einkaufen, verbunden mit Gastronomie, Kunst, Kultur und vielem mehr, zum echten Erlebnis zu machen. Diesen Weg werden wir auf Basis des novellierten und heute vorgestellten Gesetzes jetzt endlich fortsetzen können. Unser BID 2.0 steht in den Startlöchern."

Uwe Timm (r.) und Patrick Witttke, Vorstandsmitglieder AG City e.V., die in der City West frühzeitig private Akteure in die Standortentwicklung eingebunden haben und damit Vorreiter für Business Improvement Districts (BID) waren | Foto: BERLINboxx

Ziele und Maßnahmen im Überblick

  • Aufwertung von Standorten: durch Sauberkeit, Beleuchtung und bessere Aufenthaltsqualität
  • Privates Engagement: Eigentümer und Gewerbe treiben Maßnahmen aktiv voran
  • Standortmarketing: zur Stärkung lokaler Ökonomien
  • Planungssicherheit: durch institutionalisierte Kooperationen zwischen Wirtschaft und Verwaltung

Zeitplan der BID-Offensive

  • Sommer/Herbst 2025: Start von Beratungsangeboten, Musterverträgen und einer breit angelegten Informationskampagne zur BID-Gründung.
  • Ab dem 4. Quartal 2025: Erste Gründungsinitiativen in ausgewählten Berliner Geschäftsquartieren, unterstützt durch IHK und Senatsverwaltungen.
  • Bis Mitte 2026: Zielmarke von zehn bis zwölf etablierten Business Improvement Districts in Berlin soll erreicht werden.

Ob und wie schnell Berlin das selbst gesetzte Ziel erreicht, hängt nun maßgeblich vom Zusammenspiel zwischen Verwaltung, Eigentümern und lokaler Wirtschaft ab. Die politischen Signale sind eindeutig - der Wille zur Umsetzung ist formuliert. Entscheidend wird sein, ob aus den Ankündigungen rasch belastbare Projekte entstehen, die den Berliner Stadtraum nachhaltig verändern. (eg/fs)