Berlin in 50 Jahren – AIV kürt Gewinner des Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerbs Berlin-Brandenburg 2070
Der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg (AIV) gab heute die fünf Gewinner des Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerbs zur Zukunft der Metropolregion Berlin-Brandenburg bekannt. Der erste Preis ging an „Zusammenwachsen – Landschaf(f)tStadt“ von den Berlin-Potsdamer Architekten Bernd Albers und Silvia Malcovati gemeinsam mit Vogt Landschaft und Arup Deutschland.
Ein Gesamtkonzept für Berlin-Brandenburg in 50 Jahren
Am ersten Oktober diesen Jahres wird das Berlin, wie wir es kennen, 100 Jahre alt. Mit dem Groß-Berlin-Gesetz von 1920 wurde aus acht Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken eine Metropole. Dieses Jubiläum hat sich der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg (AIV) zum Anlass genommen, um in Kooperation mit dem Architekturmuseum der TU Berlin den Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerb Berlin-Brandenburg 2070 auszurufen. Mit dem Wettbewerb waren Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten aufgefordert, interdisziplinäre Konzepte für die städtebauliche Zukunft zu entwickeln.
„Wir möchten damit eine breite gesellschaftliche Debatte über die Zukunft der Metropolregion Berlin-Brandenburg in 50 Jahren anstoßen. Die Wettbewerbsbeiträge zeigen Ideen auf, wie der existierende Raum in eine lebenswerte Zukunft geführt werden kann. Bei der Preisvergabe war uns wichtig, auf der aktuellen Situation aufbauend, realistische Absichten für die zukünftige Metropolregion zu kreieren.“, so Dipl.-Ing. Tobias Nöfer, AIV-Vorsitzender und Jurymitglied.
Der Entwurf des ersten Platzes setzt insbesondere darauf, die jeweiligen Potentiale von Berlin und Brandenburg zu stärken. So fokussieren sich die Architekten Albers und Malcovati in Berlin auf die Optimierung des begehrten Raums in der bereits dichtbesiedelten Metropole. An dem Areal Tempelhof-Südkreuz zeigen Albers und Malcovati exemplarisch, wie sie ihre Visionen umsetzen würden: Eine neue Landesbibliothek sowie Hochschul- und Wissenschaftsstandorte könnten beim Tempelhofer Damm im ehemaligen Flughafen entstehen. Zudem wäre es möglich, weitere Wohnungen beim Südkreuz zu integrieren und eine neue Fahrradstrecke entlang der Bahntrasse zwischen Bahnhof und Tempelhofer Feld würde für schnellere und flexiblere Mobilität sorgen. Ebenso soll der Autobahnring zukünftig als Fahrradstrecke genutzt werden.
Doch nicht nur Berlin auch die Brandenburger Städte bieten Möglichkeit zum Wachstum. So veranschaulichen Albers und Malcovati anhand der Städte Bernau und Schwedt, wie Brandenburg weiterentwickelt werden könnte. In Bernau etwa wäre es möglich durch den Bau eines weiteren Bahn-Ringes unter Einbeziehung der bisherigen Verkehrsstrecken, einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt in der Stadt zu entwickeln. Des Weiteren planen Albers und Malcovati auch hier den Bau neuer Wohnungen und Forschungseinrichtungen. Zudem steht jedoch ebenso der Erhalt des Stadtkerns sowie die Renaturierung der Panke im Vordergrund.
In Schwedt setzten die Architekten vor allem auf die Wiederbelebung der alten Innenstadt – die Altstadt würde saniert, das Schlossvolumen neben dem Theater aufgebaut und mehr Grün in der Stadt würde die Lebensqualität steigern und die regionale Tourismusbranche unterstützen.
55 Arbeiten insgesamt – 18 in der Endrunde
Insgesamt wurden 55 Arbeiten (27 aus Deutschland, 24 aus dem Ausland) von Architekten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten aus der ganzen Welt eingereicht. 18 davon kamen in die Endrunde, in der die 15-köpfige Jury am Montag und Dienstag dieser Woche in einem anonymen Verfahren beraten und abgestimmt hat.
In den Arbeiten sollten die Teilnehmer nicht Einzelgebäude darstellen, sondern vielmehr strukturelle Aussagen zu Stadt- und Freiraum, Städtebau, Nutzung, Verkehr und Bebauung machen. Die Arbeiten bestanden je aus einer Vertiefung des Gesamtplanes (M1:100.000), Vorschlägen zu drei konkreten Teilräumen, wobei mindestens einer in Brandenburg bzw. in Berlin liegen musste, sowie strategische Überlegungen, wie der Diskussions- und Planungsprozess länderübergreifend weitergeführt werden kann. Schließlich setzte sich die Arbeit „Zusammenwachsen – Landschaf(f)tStadt“ durch:
„Alle Jurymitglieder waren von der starken Leistung der 55 Beiträge insgesamt bzw. der 18 Arbeiten in der Endrunde beeindruckt, die von Energie und Herzblut zeugen. Die Arbeit ´Zusammenwachsen – Landschaf(f)tStadt´ überzeugt durch sein zukunftsweisendes, auf dem Ist-Zustand aufbauendes Gesamtkonzept für Berlin-Brandenburg in 50 Jahren. Der Plan fußt auf der bestehenden Stadt. Er setzt die einzigartige Form der Metropole, den Siedlungsstern, fort und macht Vorschläge für dessen Weiterentwicklung in die Zukunft. Damit fokussiert er sich auf das Wesentliche, so dass sich in dieser Beschränkung der Meister zeigt“, erklärt Prof. Jo Coenen, Architekt und Stadtplaner, TU Delft, Maastricht und Vorsitzender des Preisgerichts die Entscheidung der Jury.
Als Medienpartner haben wir den Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerb Berlin-Brandenburg 2070 begleitet und sind gespannt auf die Ausstellung „Unvollendete Metropole“ am ersten Oktober im Kronprinzenpalais Unter den Linden, bei der die Ergebnisse aller 18 Arbeiten der Endrunde der Öffentlichkeit präsentiert werden. (aw)
Die weiteren Preisträger sind:
2. Preis: „Stadtlandschaft Brandenburg-Berlin 2070 – Kontur einer Übergangsgesellschaft“: Kopperroth / SMAQ / Alex Wall (Berlin und Cambridge, USA), Dipl.-Ing. Stefan Tischer, freischaffender Landschaftsarchitekt, Office MMK – Urban Technologies
3. Preis: „Sternarchipel Berlin – Brandenburg“: Jordi & Keller Architekten / Pellnitz Architektur und Städtebau (Berlin), Christina Kautz Landschaftsarchitektur, Ludwig Krause Stadtplaner
4. Preis: „Landschaft der Unterschiede“: Thomas Stellmach Planning and Architecture / fabulism GbR (Berlin), Lysann Schmidt Landschaftsarchitektur, Melissa Gómez (Beraterin für nachhaltige Mobilität und urbane Innovation), Marcus Andreas (Berater für Nachhaltigkeit), Florian Strenge (Berater für Urbanismus & Design Prozesse)
5. Preis: „Archipel – Labor: Ein Atlas von urbanen Inseln für Berlin“: Pedro Pitarch (Madrid)