BER und Corona-Krise: Genügend Aufwind für den neuen Hauptstadtflughafen?
„BER mit genügend Aufwind für Reisende?“ lautete das Motto des Veranstalters Tourismusdialog Berlin im Moabiter Mercure-Hotel und es ging in den Gesprächen um den BER – und natürlich um Corona! Denn abgesehen von der Gastronomie und der Veranstaltungsbranche gibt es kaum einen Wirtschaftszweig, der ähnlich hart von der Pandemie betroffen ist wie der Tourismus. Unter strikter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln kamen ca. 70 Gäste und verfolgten das Podiumsgespräch, das mit BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup, easyJet-Deutschlandchef Stephan Erler und Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes, kompetent besetzt war.
Flughafen eröffnet am 31. Oktober
Nachdem Lütke Daldrup bereits zum Einstieg die wichtigste Frage mit „Der Flughafen eröffnet am 31. Oktober, das sind wir uns sicher“ beantwortet hatte, drehte sich das Gespräch um die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Flugverkehr und den Tourismus. Denn die Corona-Pandemie zwingt den internationalen Tourismus in die Knie, Experten befürchten eine historische Pleitewelle. Die Welttourismusorganisation UNWTO sieht wegen Corona 100 bis 120 Millionen Arbeitsplätze in Gefahr und rechnet für 2020 mit 850 Millionen bis 1,1 Milliarden weniger internationalen Touristenankünften. Für die globale Tourismusbranche könnte das finanzielle Einbußen von circa 750 Milliarden Euro bis zu einer Billion Euro bedeuten.
Größte Krise seit dem 2. Weltkrieg
„Die Covid-19-Pandemie ist die größte Krise des Flugverkehrs seit dem 2. Weltkrieg“, sagte Lütke Daldrup. Aus Sicht von Easy-Jet-Chef Erler ist die Pandemie „eine harte Zeit für den Flugverkehr“, DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz sprach gar von „einem Desaster“. Doch Stephan Erler sieht die Reisebranche angesichts der Krise zu Unrecht in der Kritik. „Reisen darf nicht verteufelt werden. Wir halten an den Flughäfen und in den Fliegern die Abstands- und Hygieneregeln strikt ein. Hinzu kommen Schnellteststationen an de Flughäfen. Das Fliegen ist sicher.“
BER wird Fixpunkt für Berlin und Ostdeutschland sein
Und so machte sich auch leiser Optimismus breit. Für Norbert Kunz ist die Pandemie gar eine „historische Chance, Deutschland als Reiseziel zu vermitteln“. Lütke Daldrup sieht einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren, in denen Corona die Menschen beschäftigen wird, doch auch nach den Einbrüchen in diesem Jahr wird auch in Zukunft „der Privatreisebereich ein wichtiger Faktor sein.“
Der BER wird für Berlin und ganz Ostdeutschland ein Fixpunkt sein, der internationalen Flugverkehr in die Hauptstadt und in die neuen Bundesländer bringt. Hinzu kommen 18.000 Arbeitsplätze direkt am Flughafen, insgesamt werden sogar 40.000 Arbeitsplätze mit dem neuen Airport verbunden sein. Gastronomie und Handel werden auf ca. 5 Prozent der Flächen verfügbar sein, entscheidend ist jedoch auch, dass der BER genügend Platz hat für die Einhaltung von Abstandsregeln. Detailliert ging Lütke Daldrup auch auf die Verkehrsanbindung des Flughafens ein, der über einen Bahnhof verfügen wird, für den in der Zukunft auch ein ICE-Anschluss kommen soll. Schon jetzt zur Eröffnung wird der Flughafen per S-Bahn, Busse und IC erreichbar sein. Auf die Frage, wie lange der BER Kostengänger des deutschen Steuerzahlers sein soll, antwortete Lütke Daldrup, dass der Flughafen ursprünglich ab 2025 Geld verdienen sollte. Die Pandemie hat das zwar alles etwas durcheinandergebracht, er sei aber optimistisch, dass die Kredite mittelfristig komplett zurückgezahlt werden können. Abschließend bekräftigte er, dass „Berlin und Ostdeutschland einen anständigen Flughafen verdient haben und der BER letzten Endes alle Anstrengungen wert war.“
Gerhard Wilhelm, Sprecher der Geschäftsführung der Spielbank Berlin, begrüßte den neuen Hauptstadtflughafen und dessen baldige Eröffnung: „Die Spielbank Berlin ist ein wichtiger Tourismusfaktor in der Stadt und wir sind natürlich auch auf den internationalen Gästestrom angewiesen. Der BER wird ein ganz neues Kapitel in der Geschichte Berlins aufschlagen und die Bedeutung der Stadt international weiter hervorheben.“
In fünf Wochen soll es dann also endlich so weit sein und der neue Hauptstadtflughafen geht an den Start – bis dahin heißt es also Daumen drücken, dass es nicht doch noch Überraschungen gibt. (red)