Baugewerbetag 2025: Aufbruch oder Baustopp? – Zwischen Krisenmodus und Aufbruchsstimmung in Berlin
„In dieser Wahlperiode kann alles gebaut werden, das baureif ist.“ Mit diesem Satz setzte Bundeskanzler Friedrich Merz beim Deutschen Baugewerbetag 2025 in Berlin den Ton – ein Satz, der wahlweise als Aufmunterung oder als Mahnung verstanden werden konnte. Denn der Zustand der Bauwirtschaft, das machten die Diskussionen des Tages deutlich, bleibt angespannt: zu wenig Aufträge, zu hohe Kosten, zu viele Hürden. Unter dem Motto „Neustart Bau – Wo stehen wir?“ traf sich das Who’s-Who der deutschen Bauwirtschaft im Berliner Congress Center. Veranstalter war der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), der rund 35.000 mittelständische Bauunternehmen vertritt. Es wurde nicht nur bilanziert, sondern auch gestritten, über politische Verantwortung, Planungsstau und Zukunftschancen in einer Branche, die über ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts bewegt.
Politischer Kurswechsel gefordert
ZDB-Präsident Wolfgang Schubert-Raab sparte gleich zu Beginn nicht mit deutlichen Worten: „Wir müssen die Gesellschaft wieder mitnehmen, wenn wir bauen wollen – und wir müssen die Bürokratie in den Griff bekommen.“ Er erinnerte an den massiven Rückgang der Baugenehmigungen und forderte einen klaren politischen Kurswechsel: schnellere Verfahren, verlässliche Förderkulissen und Planungssicherheit. Applaus aus den Reihen der Handwerks- und Bauunternehmer – aber auch spürbare Skepsis, ob die Politik liefern wird.
Gebremste Euphorie
Für diesen Realitätscheck sorgte ausgerechnet die zuständige Ressortchefin. Verena Hubertz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, sprach von „einer ernüchternden Lage“: „Der Wohnungsbau stockt, und die Zahl der Fertigstellungen wird auch 2025 weiter sinken.“ Sie versprach zugleich, die lange angekündigten „Bauturbo“-Maßnahmen endlich auf den Weg zu bringen: einfachere Normen, digitalisierte Genehmigungsverfahren und Erleichterungen beim seriellen und modularen Bauen. Doch in den Reihen der Unternehmer machte sich Ernüchterung breit. Die Versprechen sind bekannt, der Vollzug bleibt die offene Baustelle.
Merz setzt auf Vertrauen
Bundeskanzler Merz nutzte seine Rede für eine politische Standortbestimmung: „Wir müssen zeigen, dass unser Staat funktioniert.“ Er versprach steuerliche Entlastungen für Investoren, ein Infrastruktur-Sondervermögen und beschleunigte Planungsverfahren, „damit gebaut wird, was baureif ist“. Der Kanzler stellte die Bauwirtschaft in den Mittelpunkt seines wirtschaftspolitischen Selbstverständnisses. Der Bau als Gradmesser dafür, ob Deutschland den Wandel hin zu Klimaneutralität, Innovation und Wachstum tatsächlich schaffen kann.
Talks, Thesen, Transformation
In den anschließenden Foren wurde es konkret. Beim Panel „Digitalisierung und Transformation“ diskutierten Expertinnen und Unternehmer über den Fachkräftemangel, digitale Baustellensteuerung und neue Werkstoffe. Ein weiterer Programmpunkt, das „Zukunft-Bau-Forum“, zeigte anhand von Best-Practice-Projekten, wie nachhaltiges Bauen trotz Kostendruck funktionieren kann. Tenor der Talkrunden: Die Branche will, aber sie darf nicht immer. Zwischen Brandschutzauflagen, Landesbauordnungen und Förderchaos gehen Tempo und Innovationsgeist (zu) oft verloren. Ein junger Bauunternehmer brachte es auf den Punkt: „Wir haben das Know-how, aber nicht die Zeit, es durchzusetzen.“
Umso größere Aufmerksamkeit fanden Diskussionsbeiträge von Unternehmen, die mit innovativen Lösungen zur Energie- und Digitalisierungstransformation beitragen. Zum Beispiel CEDES: Der weltweit führende Anbieter von Sensorik und intelligenten Sicherheitslösungen in der Aufzugs- und Gebäudetechnik erkennt in der aktuellen politischen Agenda Chancen für technologische Beschleunigung. Daan Smans, President IoT Business Development, formulierte es so: „Die Branche zeigt enorme Innovationskraft. Jetzt kommt es darauf an, dass politische Initiativen wie der Bau-Turbo mit technologischen Fortschritten zusammenfinden. Nur so wird aus Entlastung echte Dynamik.“
Für ein stärkeres Miteinander von Wirtschaft und Politik plädierte Francisco Iglesias. Der geschäftsführende Gesellschafter der FIV.Energy, einem Spezialisten für Energieeffizienz durch digitale Steuerung, brachte es auf die Schlussformel: „Wenn Politik und Mittelstand gemeinsam handeln, können wir die Energiewende auch im Gebäudesektor wirtschaftlich gestalten – digital, effizient und im Sinne der Menschen.“ (red)