Arbeitslosenquote für Juni: Corona-Effekt in Berlin besonders hoch
Die aktuellen Arbeitslosenzahlen der Region Berlin-Brandenburg spiegeln deutlich die Folgen der Corona-Krise wider. Die Hauptstadt als Touristen- und Dienstleistungshochburg leidet besonderes. Hier liegt die Quote bei 10.5 Prozent.
Tourismus, Clubs und Künstler – Berlin leidet
Anhaltende Reisebeschränkungen für Risikoländer, Abstands- und Hygieneregeln und eine allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung führen zu besonders schlechten Umsatzzahlen in der Tourismusbranche – diese ist in Berlin im bundesweiten Vergleich am größten.
Zudem leidet die Berliner Clubszene weiterhin unter dem Tanzverbot und Künstler können immer noch nur begrenzt auftreten – beides Branchen, die in der Hauptstadt tief verankert und mit vielen Arbeitsplätzen verbunden sind.
Es überrascht daher nicht, dass die Arbeitslosenquote für diesen Juni dramatisch hoch ist. So liegt sie in Brandenburg bei 6,5 Prozent und in Berlin sind es 10,5 Prozent – was einen Anstieg von 2,7 Prozent im Vergleich zum Juni 2019 bedeutet. Gegenüber Mai 2020 stieg die Quote in Berlin nochmals um 0,5 Prozent. Einzig positive Entwicklung: In Brandenburg sind die Arbeitslosenzahlen leicht zurückgegangen, was vermutlich auf die Lockerungen zurückzuführen ist.
„Berlin ist vom Corona-Effekt auf den Arbeitsmarkt so stark betroffen wie kein anderes Bundesland. Wichtige Sektoren wie Tourismus und Messewesen liegen seit Monaten brach – die Soforthilfen des Senats sind daher zwingend notwendig, um Beschäftigten eine Zukunft zu geben.“, betonte Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin. Des Weiteren verwies er in diesem Zusammenhang auf eine andere erschreckende Zahl: 22 Prozent der Unternehmen befürchten, in den nächsten Monaten insolvent zu gehen, insbesondere in saisonabhängigen Branchen sei das der Fall. „Bislang standen zügige Abwicklungen von Kurzarbeitsanträgen im Mittelpunkt. Doch jedes dritte Berliner Unternehmen plant Entlassungen. Nun muss gelten: Vorfahrt für Arbeit. Die Politik muss die Weichen für den Weg aus der Krise stellen, bevor schlechte Jobchancen für Arbeitslose und Berufseinsteiger zu bleibenden Nachteilen führen. Freigesetzte Arbeitnehmer benötigen eine rasche Leistungsbearbeitung und Beratung in den Agenturen. Nur so kann ein schneller Übergang in Qualifizierung und Vermittlung erfolgen.“, so Eder.
Hoffnung für junge Berufseinsteiger
Besonderes betroffen von der Arbeitslosigkeit seien Geringqualifizierte, Jugendliche, Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund, resümierte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg. „Die Politik muss deshalb auf Bundes- und Landesebene alles unterlassen, was den Wiedereinstieg dieser Menschen in Arbeit behindert. Dabei helfen den Unternehmen auch flexible Arbeitsformen und ein maßvoller Umgang mit Mindestlöhnen.“, so die Vorschläge Amsincks.
Dennoch bietet der aktuelle Arbeitsmarkt viele Chancen für junge Einsteiger. Am Ausbildungsmarkt biete sich weiterhin ein heterogenes Bild. Der Rückgang des Angebotes an Ausbildungsplätzen konzentriere sich auf wenige von der Pandemie besonders betroffene Branchen und vor allem auf die vom Tourismus abhängigen Bereiche. Hier seien vor allem in Berlin Unterstützungsleistungen für ausbildende Betriebe und Ersatzangebote bei Trägern erforderlich, erklärte Amsincks.
„In den meisten Branchen bieten sich den Jugendlichen jedoch weiterhin vielfältige Chancen. In Berlin sind noch fast 6.900 betriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt, in Brandenburg sind es 6.800. Wir appellieren an Jugendliche und Betriebe, die Zeit der Sommerferien intensiv für die Suche bzw. Besetzung von Ausbildungsplätzen zu nutzen. Zur Unterstützung dieser Aktivitäten ist es dringend erforderlich, dass die Jugendberufsagenturen wieder für den Präsenzbetrieb öffnen.“, so Amsincks weiter.
Ähnlich schätzt Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit die Situation ein. Er betonte zudem, dass die Arbeitsagentur die jungen Berufseinsteiger unterstützen werde, da viele aktuell bei der Berufsentscheidung zögern und Unternehmen nicht wissen, wie die nächsten Monate verlaufen werden. Die Unterstützung werde in Form von Beratung und Vermittlung stattfinden. „Für Arbeitgeber, wie und wo sie Ausbildungsplätze anbieten und sich geeignete Bewerber sichern können. Für junge Leute auf der Suche, wie eine persönliche Perspektive aussehen kann und wie man sich erfolgreich auf freie Ausbildungsplätze bewirbt. Dabei können die digitalen Angebote der Arbeitsagenturen, wie die AzubiWelt und die Stellenbörse gut unterstützen.“, erklärte Becking. (aak)